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Montag, 23. März 2015

Nachtlektüre...

Michel Quoist "Der Priester: Gebet am Sonntagabend" 


Die tätigen Christen stellen hohe Ansprüche an ihre Priester. Sie haben recht. Aber sie müssen auch wissen, dass es hart ist, Priester zu sein. Er, der sich in der ganzen Großherzigkeit seiner Jugend hingegeben hat, bleibt ein Mensch, und jeden Tag versucht der Mensch in ihm, zu widerrufen, was er frei hingegeben hat. Das ist ein fortwährender Kampf, damit er völlig bereit bleibt für Christus und die anderen.

Der Priester braucht keine Komplimente oder Geschenke, die ihm Verlegenheit bereiten; er braucht nur, dass die Christen, für die er in besonderer Weise da ist, ihm durch ihre wachsende Liebe zu ihren Brüdern beweisen, dass er sein Leben nicht umsonst verschenkt hat. Und da er ein Mensch bleibt, kann er wohl einer verhaltenen Geste selbstloser Freundschaft bedürfen... an einem Sonntagabend, wo er alleine ist.

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Herr, heute Abend bin ich allein.
Allmählich ist es in der Kirche still geworden,
Die Menschen sind fort,
Und auch ich bin nach Hause gegangen,
Allein.

Ich bin den Leuten begegnet, die vom Spaziergang zurückkehrten.
Ich bin am Kino vorbeigegangen, das seine Portion Menschen ausspie.
Ich bin an den Terrassen der Kaffeehäuser entlanggegangen,
wo die müden Spaziergänger versuchten, die Lebensfreude eines festlichen Sonntags zu verlängern. (...)

Herr, da bin ich,
Allein.
Die Stille beengt mich,
Die Einsamkeit bedrückt mich.

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Herr (...),
Ich habe einen Leib wie die anderen,
Kräftige Arme für die Arbeit
Und ein Herz, wie ausgespart für die Liebe;
Aber ich habe alles Dir geschenkt.
Es ist wahr, dass Du es brauchtest,
Ich habe Dir alles geschenkt, aber es ist hart, Herr.
Es ist hart, seinen Leib zu verschenken: er möchte sich anderen hingeben.
Es ist hart, alle Welt zu lieben und niemanden zu behalten.
Es ist hart, eine Hand zu drücken, ohne sie festhalten zu wollen.
Es ist hart, eine Zuneigung aufkeimen zu lassen, aber nur, um sie Dir zu schenken.
Es ist hart, für sich selbst nichts zu sein, um ihnen alles zu sein.(...)
Es ist hart, die Sünden der anderen zu erleiden, ohne sich weigern zu können, sie aufzunehmen und sie zu tragen.
Es ist hart, Geheimnisse zu erfahren, ohne sie mitteilen zu können.(...)
Es ist hart, allein zu sein,
Allein vor allen,
Allein vor der Welt, allein vor dem Leiden,
dem Tod,
der Sünde. (...)

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Herr, da bin ich;
Da ist mein Leib,
Da ist mein Herz,
Da ist meine Seele.
Gib mir, groß genug zu sein, um die Welt in mich hineinzuholen,
Stark genug, um sie tragen zu können,
Rein genug, um sie zu umarmen, ohne sie festhalten zu wollen.
Gib mir, dass ich ein Ort der Begegnung bin, aber nur ein Ort des Durchganges.
Ein Weg, der nicht festhält, weil es nichts Menschliches auf ihm zu ernten gibt, ein Weg, der nur zu Dir führt.



Herr, heute Abend, während alles voll Schweigen ist, und ich in meinem Herzen so bitter den nagenden Zahn der Einsamkeit spüre,
Während mein Leib seinen Hunger nach Freude hinausheult,
Während die Menschen mir die Seele zerreißen und ich mich unfähig fühle, sie zu befriedigen,(...)
Gebe ich Dir noch einmal mein Ja, nicht in laut lachender Freude, sondern langsam, leuchtend, demütig,
Ganz allein Herr, vor Dir,
Im Frieden des Abends.
(M. Quoist "Herr da bin ich. Gebete", Graz-Wien-Köln 1961, S. 73-76)








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