Freut euch

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Dienstag, 17. Februar 2015




Umkehr zum Leben- Gedanken zum Aschermittwoch und zur Fastenzeit

Er stammte aus einer wohlhabenden Tuchhändlerfamilie. In seiner Jugend führte er ein ausschweifendes Leben, das durch den verschwenderischen Umgang mit dem Geld seines Vaters und die Neigung zum Feiern gekennzeichnet war. Eigentlich wollte er Ritter werden. Als er aber in den Krieg aufbrach hörte er, der Überlieferung nach, im Traum die Stimme Gottes: „Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht? Warum verlässt du statt des Knechtes den Herrn und statt des Hörigen den Fürsten?“ Ein Jahr später, während er im Gebet versunken war, sprach  der gekreuzigte Jesus zu ihm in der kleinen, baufälligen Kirche San Damiano: „Geh, und richte mein Haus wieder her!“ Zuerst verstand er diesen Auftrag wörtlich und tat alles um die verfallene Kirche wiederherzustellen. Dann wurde ihm aber allmählich klar, dass jenes „Haus“ nicht das Gebäude sondern in erster Linie sein eigenes Leben war, das einer echten inneren Umkehr und Läuterung bedurfte. Später erfuhr er, dass er auch berufen war, die ganze, nicht aus Ziegelsteinen sondern aus lebendigen Menschen bestehende Kirche Gottes „herzurichten“. Er selbst wurde zum Werkzeug durch sein Gebet, seine Barmherzigkeit und die Bereitschaft zur Versöhnung und zum Frieden.  Er wusste sich von Gott geliebt und diese Liebe wurde zum Fundament seines Lebens. In dieser tiefgreifenden, existentiellen Erfahrung fand er die Quelle für seine seine seelsorgerische Tätigkeit. Die Menschen spürten es.  Kurz vor seinem Tod fragte ihn einer seiner Mitbrüder: „Was läuft die ganze Welt hinter dir her? Was du verkündest ist keine Sensation? Warum wollen dich alle hören?“ Dieser Mann war Franz von Assisi.

Bedenke, dass du Staub bist. Kehre um und glaube

Mit dem Aschermittwoch treten wir in die Österliche Bußzeit ein. Schon diese Bezeichnung gibt den Sinn und das Ziel dieser vierzig Tage an: die Besinnung und die ernste Vorbereitung auf die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu, mit der wir das Grundgeheimnis unseres Glaubens begehen. Die Liturgie erinnert uns einerseits an das Sterben, die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz: die Asche, ein Zeichen des unausweichlichen Todesschicksals und die erschütternde Einsicht in unsere Endlichkeit. Die die Austeilung des Aschenkreuzes begleitenden Worte bringen das zum Ausdruck: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Das heißt, vergiss nicht, dass du Mensch bist, dessen Jahre, Monate, Tage und Stunden gezählt sind, dass du einmal nicht mehr sein wirst. Der Psalmist drückt diese Unerbittlichkeit des Todes in einer dichterischen Form aus: „Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr.“ (Ps 103, 15-16)
Aber die liturgische Feier des Aschermittwochs will sich anderseits mit unserer Sterblichkeit nicht abfinden.  Sie ruft uns zur Umkehr zum Leben und zur erneuten Hinwendung zu Gott auf:
-„Kehrt um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, Weinen und Klagen.“, so spricht Gott durch seinen Propheten (Joel 2, 12). Kehrt um zu dem, der „gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade ist“(vgl. Joel 2, 13)
- die Asche mit dem Kreuzzeichen kann auch mit den Worten aufgelegt werden: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“
-wie ein eindringlicher, aber durch und durch positiver und beglückender Appell klingen die Worte des Apostel Paulus an die junge Gemeinde in Korinth: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“(2 Kor, 5, 20) In ihnen spiegelt sich der Ruf, der an Franz von Assisi ergangen ist, wieder: „Geh, und richte mein Haus wieder her!“

Umkehr beginnt im gläubigen Vertrauen auf die liebende Nähe Gottes

Der Aschermittwoch lädt also ein, trotz des Wissens um die Vergänglichkeit oder gerade wegen dieses Wissens, den Weg der Umkehr anzutreten und eine neue Haltung einzuüben. Umkehr zum Leben bedeutet, mich von Gott ansehen zu lassen und in dieser Begegnung meine Unvollkommenheit, meine Gebrochenheit und meine Schuld zu erkennen. So kann ich erfahren, dass ich von Gott „bis zur Vollendung“ (Joh 13,1) geliebt bin, dass er mir nahe ist, dass er meine Gebrechen wegnehmen kann und will, und dass er mir eine neue Chance gibt, zu ihm zurückzukehren ihm nahe zu sein. In einem Dokument unbekannter Herkunft spricht Gott zu jedem Menschen: „Ich kenne dein Elend, die Kämpfe und Verwirrungen deiner Seele; die Schwachheit und Krankheit deines Körpers; ich kenne deine Feigheit, deine Ohnmacht; gleichwohl sage ich dir: Gib mir dein Herz. Liebe mich, so wie du bist. Selbst wenn du oft in deine Fehler zurückfällst, die du ja lieber nicht haben möchtest: Liebe mich, so wie du bist. In jedem Augenblick, in jeder Lage, in der du dich befindest, im Eifer und in der Trockenheit, in der Treue oder in der Untreue. Wenn du glaubst, mit deiner Liebe warten zu können, bis du vollkommen bist, dann wirst du mich nie lieben. Ich liebe dich mit deiner Schwachheit. Was brauche ich dein Wissen und deine Talente? Ich verlange nicht deine Tugenden. Wenn du viele solcher hättest, wäre auch gleich die Eigenliebe wieder da. Ich stehe wie ein Bettler vor deinem Herzen, ich, der Herr, und warte. Nur deine Zweifel und dein Mangel an Vertrauen könnten mich verletzen. Daher denk daran: Liebe mich, so wie du bist.“
Wenn ich dieser Zusage glauben kann, dann kann ich auch vertrauen. Ich darf mein Leben- mit meinen Träumen und Visionen, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinen Wünschen und Enttäuschungen, mit meinem Bemühen und Versagen, mit Freude und Trauer, mit dem, was mir Mut gibt, aber auch mit dem, was mir Angst macht- in Gottes Hände fallen lassen, denn ich weiß: er liebt mich so, wie ich bin, wenn ich falle, schenkt er mir Kraft aufzustehen. Dieses Vertrauen bewirkt echte Umkehr. Wenn ich mich von der Liebe Gottes, die alle menschlichen Vorstellungen übersteigt, ergreifen lasse und diese Liebe zum Fundament meines Lebens wird(wie bei dem hl. Franz von Assisi), kann die „Zeit der Gnade“, der „Tag der Rettung“ reiche Frucht in mir bringen. Erst dann, wenn ich mich ganz auf Gott und seine Kraft verlasse, spüre ich, dass mein Leben einer Kurskorrektur bedarf: einer „Abwendung vom Bösen“ und einer „Entscheidung für das Gute“(vgl. Tagesgebet).Das kann ein Abenteuer sein, bei dem ich mir aber der Hilfe Gottes gewiss sein darf.


Jetzt ist die Zeit der Umkehr

In den Worten, die der Apostel Paulus an die Korinther richtet, scheint es wichtig zu sein, auf das Adverb „jetzt“ hinzuweisen. „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, der Tag der Rettung.“ (vgl. 2 Kor 6, 2) Wir sind durch die Liturgie des Tages zur Umkehr aufgefordert, allerdings nicht morgen sondern heute. Die Unmittelbarkeit ist gefragt und die Gegenwart ist die Zeit der Entscheidung. Wenn wir uns in die Abgründe unseres Herzens vorwagen, dann hören wir vielleicht diese leise, oft unbemerkte Stimme Gottes, die uns, wie damals den Franz von Assisi, vor die Frage stellt: „Wer kann dir Besseres geben, der Herr oder der Knecht? Warum verlässt du statt des Knechtes den Herrn?“ Wer ist dieser Knecht für mich heute?  Alles, was an die Stelle Gottes getreten ist, was vergötzt und angebetet wird. Das können durchaus auch die  eigentlich positiven Lebensinhalte sein wie Geld, Besitz, Erfolg, Ansehen, wenn sie zum Wichtigsten in meinem Leben geworden sind. Wenn Gott an erster Stelle steht, hat alles andere seinen richtigen Platz. Auch darüber nachzusinnen, ist die österliche Bußzeit da.
In einem modernen Kirchenlied heißt es: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.“ Gehen wir mit Unmittelbarkeit, Entschiedenheit und im gläubigen Vertrauen auf Gott den Weg der Umkehr! Dann werden wir an Ostern eine neue, sinngebende, lebensspendende und freudebringende Begegnung mit dem Auferstandenen erfahren.

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