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Montag, 28. Januar 2019

3. Sonntag im Jahreskreis - Predigtgedanken




Tagesevangelium (Lk 1, 1-4; 4, 14-21)

1Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat.
2Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.
3Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.
4So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
14Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend.
15Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen.
16So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen,
17reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
18Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze
19und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
20Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.
21Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.



 „Wie ist unser Gott“

Als Apostel Paulus während seiner Missionsreise nach Griechenland kam und sich zum Areopag begab, fand er einen Altar mit der Aufschrift: einem unbekannten Gott (vgl. Apg 17, 22-34). Er wandte sich an die Athener, die in ihrer Frömmigkeit keinen Gott übergehen wollten, und sprach mutig: „Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch.“(Apg 17, 23b)
Diese Worte des Völkerapostels können auch manchmal für uns gelten, uns Christen des XXI. Jahrhunderts. Ist es nicht oft so, dass unser Gott ein unbekannter und geheimnisvoller Gott bleibt?  Dass er kein „Irgendetwas“ ist? Sind wir uns immer bewusst, dass der christliche Glaube einen Gott verkündet, der sich uns nicht entzieht, sondern sich uns offenbart, der sich nicht versteckt, sondern uns anruft und uns begegnen will?
Wenn wir glauben, dass Jesus Christus die letzte und endgültige Offenbarung Gottes ist, dann glauben wir, dass Gott in ihm die Frage nach seinem Wesen, nach der Art und Weise seines Seins beantwortet hat. Betrachten wir deshalb das eben gehörte Evangelium nach Lukas. In ihm finden wir eine Antwort auf unsere Frage „Wie ist Gott?“
           Am Sabbat geht Jesus in die Synagoge seiner Heimatstadt Nazaret. Mit Erlaubnis des Synagogenvorstehers kann jeder erwachsene Jude die Schrift vorlesen und auslegen. Jesus nimmt dieses Recht in Anspruch und anhand der Stelle beim Propheten Jesaja (61, 1-2) legt er das Zentrum, den Kern seiner göttlichen Sendung dar und offenbart gleichzeitig das Wesen Gottes:
 „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4, 18)
Der Text des Propheten Jesaja, der Jesus in der Synagoge vorliest, ist eine Beschreibung der Freude über die Befreiung des auserwähltes Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft. Der Prophet ruft das Gnadenjahr des Herrn aus- ein Jubiläum, das alle 50 Jahre gefeiert wird. In dieser Zeit werden die Schulden erlassen, die Sklaven werden frei und die Söldner können nach Hause zurückkehren. Ein neuer Anfang wird ermöglicht. Der Abschnitt des Textes, den Jesus ausgewählt hat, wird aber von ihm gekürzt. Er streicht den zweiten Teil des Verses, der bei Jesaja lautet: „…(damit ich ausrufe) einen Tag der Vergeltung unseres Gottes“(Jes 61,2) 
Das „Heute“ des Heils
Nachdem Jesus den Text vorgetragen hat, fügt er noch hinzu: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“-  Erfüllt hat sich das Wort von der Gnade, das Wort von der Zuwendung und das Wort von der Befreiung unseres Gottes. Und das Wort vom „Tag der Vergeltung“, vom „Zorngericht Gottes“(Reinhard Körner), das Jesus ausgelassen hat, erfüllt sich nicht! Auf diese Weise zeigt Jesus den Verwandten, Bekannten und Freunden aus seiner Heimatstadt, dass Gott die grenzenlose Liebe ist. Darüber schreibt der Apostel und Evangelist Johannes in seinem ersten Brief (4,16): „Und wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, gläubig angenommen. Gott ist die Liebe(…).“ Die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. trägt den Titel: „Deus caritas est.“ Karl Rahner, einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts, schreibt, dass im Herzen Gottes „nichts sein kann als wirklich nur Liebe und sonst nichts“. Und sein Schüler,  Karl Kardinal Lehmann, stellt fest: „Die Herrschaft Gottes ist nicht die Durchsetzung irgendeiner Macht, sondern letztendlich ist es die ganz andere Herrschaft der suchenden Liebe.“
Das Wort „heute“, das Jesus zum Abschluss seiner Schriftauslegung sagt, bezeichnet keineswegs nur den damaligen Sabbattag in Nazaret vor fast 2000 Jahren. Das „heute“ Jesu ist das „heute“ Gottes für alle Zeiten und für alle Menschen. Es ist die Erfüllung einer Verheißung und es ist immer noch „heute“, auch jetzt. Jeder und jedem von uns wird angeboten, die befreiende und barmherzige Zuwendung Gottes zu seinem Lebensereignis zu machen.  Das ist möglich durch das Wirken Jesu, in dessen Person Gott selbst zu den Menschen kommt und ihnen sein Wesen offenbart. Er ist:
-Ein Gott, der das Herz für die Armen hat
 „Arm“ meint hier vor allem nicht finanzielle Not. Arm sind wir, wenn wir in irgendeiner Weise unter dem Gefühl der Minderwertigkeit leiden, wenn wir nach Wollwohlen und Anerkennung verlangen müssen, um vor uns selbst zu bestehen.
Und die Antwort Gottes: ich bin die Liebe und ich schließe Dich in meine Liebe ein, mit Deinen Stärken auch Fehlern, mit Deinen Plänen und Träumen, mit deinem Leiden und Deiner Not…

-Ein Gott, der die Gefangenen befreit
           „Gefangen“ meint hier vor allem geistige Gefangenschaft. Gefangen sind wir aufgrund unserer Abhängigkeiten, die uns hindern, zu unserem eigenen Leben zu finden. Gefangen sind wir, wenn Angst um die Zukunft und Unsicherheit unser Leben bestimmen.
Und die Antwort Gottes: ich bin ein Gott der Freiheit, und zu dieser Freiheit möchte ich Dich führen. Lege Dein Leben in meine Hand und vertraue mir.

-Ein Gott, der die Blinden sehend macht.
„Blind“ meint hier vor allem die Blindheit des Geistes. Blind sind wir, wenn wir nur uns und unsere Probleme sehen, wenn wir in uns selbst gefangen sind, wenn wir unsere Augen vor der Not der Mitmenschen schließen. Blind sind wir aber auch, wenn wir unsere Berufung als Christen nicht erkennen, unsere Aufgabe nicht sehen, die Würde der Menschen und unsere eigene nicht wahrhaben wollen.
Und die Antwort Gottes: ich bin ein Gott, der die Augen deines Geistes öffnet. Ich mache, dass Du die Anderen und ihre Sorgen und Nöte siehst. Ich zeige Dir, dass es noch mehr gibt, als nur das, was Du messen und berechnen kannst.
Stellen wir noch einmal die Frage: „Wie ist unser Gott?“
Er ist ein menschenfreundlicher Gott, der liebt, befreit und uns fähig macht, seine Gegenwart in dieser Welt zu erkennen. Auf das Wirken dieses Gottes wollen wir uns in diesem Gottesdienst öffnen und von seiner barmherzigen Liebe ergreifen lassen. Denn HEUTE bringt er den Armen eine gute Nachricht, den Gefangenen Freiheit und den Blinden das Augenlicht.



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