1. Freitag der Osteroktav
Noch einmal offenbarte sich Jesus seinen Jüngern, diesmal am See von Tiberias. Das eben gehörte Evangelium lässt viele Fragen offen:
Wie war es möglich, dass die Jünger den Herrn nicht sofort erkannt haben?
Was musste im Herzen von Johannes, dem Jünger, den Jesus liebte, geschehen, dass er mit Überzeugung sagen konnte: „Es ist der Herr!“? Wann und auf welche Weise erkannten die Anderen in dem Fremden ihren Meister? „Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.“ Die Liste der Fragen könnte man noch fortsetzen.
Eins scheint aber sicher zu sein: diese Begegnung mit dem Auferstandenen veränderte das ganze Leben seiner Auserwählten. Die bist jetzt von Zweifeln und Unsicherheit Gequälten wurden zu mutigen Zeugen seiner Auferstehung. Durch den Heiligen Geist am Pfingsttag gestärkt, verkündeten sie diese Frohe Botschaft mit der Bereitschaft, sogar ein Martyrium zu erleiden. Das haben wir in der Lesung gehört. Das Zeugnis von Petrus und Johannes wirkte: „Viele, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend.“ Die Apostel Jesu hatten keine Angst, die Frohe Botschaft von Jesus Christus vor den Ältesten, Schriftgelehrten und Hohepriestern zu verteidigen. Denn sie wussten: „… es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4, 12).
Bei jeder Eucharistiefeier ist der Herr unter uns gegenwärtig. Wir begegnen ihm in der Gestalt des Brotes. Und diese seine Gegenwart ist genauso wirklich wie damals vor fast 2000 Jahren am See von Tiberias. Lassen auch wir uns von ihm verwandeln. Werden wir durch ihn zu österlichen Menschen, die das Evangelium mit ihrem ganzen Leben bezeugen.
2. Samstag der Osteroktav
Wir leben in einer Zeit, die sehr von der Entwicklung der Technik und der Vertiefung der Wissenschaft geprägt ist. Aufgrund dessen fällt es vielen schwer, an übernatürliche Phänomenen zu glauben. Das betrifft auch den Glauben an die Auferstehung Jesu. In vielen Kreisen scheint das ein unbequemes, unerwünschtes Thema zu sein. Viele reduzieren deshalb Jesus auf einem guten Menschen, der ein Vorbild für soziales und caritatives Handeln sein kann. Über seine Auferstehung und seine Gottheit wollen sie lieber schweigen, aus Angst, nicht richtig verstanden oder sogar ausgelacht zu werden. – Die Auferstehung Jesu ist eine Vorankündigung unserer eigenen Auferstehung. Und dennoch tun sich viele Christen schwer daran zu glauben, obwohl sie Sonntag für Sonntag im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an die Auferstehung der Toten.“
Die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte will sowohl eine Stärkung für unseren Glauben als auch eine Einladung sein, für diesen Glauben ein mutiges Zeugnis abzulegen. Die Apostel hatten keine Angst – mit Freimut verkündeten sie den auferstandenen Herrn vor den Ältesten und Schriftgelehrten. Sie hielten sich nicht an das Redeverbot. „Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“
Nur aufgrund ihres Mutes und ihrer missionarischen Tätigkeit erreichte und bis heute die Frohe Botschaft. Und heute sind wir deshalb, wie damals die Apostel, eingeladen und berufen, die Sache Jesu zu verkünden. Auch wir sollen mehr auf Gott als auf die Menschen hören. Auch wir können und dürfen unmöglich schweigen, über das, was der Auferstandene in unserem Leben bewegt und bewirkt „Geht hinaus und verkündet das Evangelium“.3.Christi Himmelfahrt
Christi Himmelfahrt - ein Abschied mit Freude
Abschied ist in unserem Leben gegenwärtig. Ja, er ist eigentlich Ausdruck des Lebens in dieser Welt. Er ist ein untrennbarer Bestandteil unserer irdischen Existenz und ist für uns fast immer mit dem Gefühl der Trauer und des Verlustes verbunden.
Abschied steht auch im Zentrum der heutigen Liturgie am Fest der Christi Himmelfahrt. Jesus wurde vor den Augen seiner Jünger in den Himmel emporgehoben – ein Abschied. Für uns verständlich ist die Reaktion der Apostel, wie sie Lukas in der ersten Lesung beschreibt (Apg). Sie schauen unverwandt ihm nach zum Himmel. Doch dieses Schauen wird abrupt beendet durch das Erscheinen von zwei Männern in weißen Gewändern, die erstaunt fragen: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“(Apg 1, 11b) Sie haben keinen Grund zur Traurigkeit und sie verkünden jetzt auch den Aposteln: „Dieser Jesus, der von euch ging, und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“(Apg 1, 11b) Die Wirkung dieser Botschaft bringt Lukas in seinem Evangelium zum Ausdruck: „Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempel und priesen Gott.“ (Lk 24, 52b-53) Die Hoffnung auf ein Wiedersehen und die Dankbarkeit gegenüber Gott waren der wahre Grund ihrer neuen Zuversicht und verwandelten ihrer Trauer in Freude.
In der biblischen Sprache bedeutet Himmelfahrt Jesu Rückkehr in die volle Einheit mit dem Vater und die logische Konsequenz seiner Auferstehung. Jesus kehrt zurück in die Fülle seiner Gottheit, die während seiner menschlichen Existenz auf Erden eher verdeckt war. Er bleibt aber durch die Wirkung und in der Kraft des Heiligen Geistes mit der Menschheit verbunden. Die Gabe dieses Geistes ist das größte Geschenk des Auferstanden und Ursprung der Kirche.
Die fortdauernde Gegenwart Jesu in seiner Kirche beinhaltet den Auftrag, den die Apostel von ihm bekommen haben: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15) Er gilt auch für uns. Auch wir, die wir den Heiligen Geist empfangen haben, sind berufen, Zeugen des Auferstanden in unserem Alltag zu sein: „[…] ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“(Apg, 1, 8b)
Wenn wir Jesus in unserem Leben nachzufolgen versuchen, wird es auch für uns die ewige Existenz in der Fülle des Lebens Gottes geben. Diese Gewissheit kann all menschliche Trauer in Freude verwandeln, so wie es die Apostel erfahren haben.
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